Wenn ich dich recht verstehe, Achim, hättest du mir also zugestimmt, wenn ich meinem ersten, vermutlich wenig hilfreichem Impuls gefolgt wäre und folgende Antwort gegeben hätte: "B12 wird von Mikroorganismen produziert. Insofern müsste man sich eher fragen, ob es überhaupt eine unvegane B12-Quelle gibt - ob natürlich oder nicht."
Ich halte jodiertes Speisesalz, Hafermilch und Apfelkuchen nicht für natürlich, da sie menschengemacht sind.
Wenn wir anfangen die Worte zu sehr auf die Goldwaage zu legen, entfernen wir uns von einer pragmatischen Lösung/Antwort, die der Fragestellung gerecht wird und driften ins Philosophieren ab.
Ist nun alles natürlich, weil man es trotz menschlicher Eingriffe zu einer Quelle zurückverfolgen kann, die von Menschen unberührt war?
Oder ist fast alles in unserem täglichen Leben unnatürlich, weil es kaum einen Bereich (wenn überhaupt) gibt, den der Mensch nicht beeiflusst hat. Ist der vom Menschen angebaute Apfel natürlich oder ist er es nicht? Man könnte sicher beides schlüssig belegen und sich letztendlich nicht einigen.
Meine subjektive, gefühlsmäßige und keineswegs rationale Sicht:
Hafer ist eine natürliche Quelle für Eisen, auch wenn dieser von Menschen angebaut, geerntet, gereinigt, geschält usw. wurde. Hafermilch ist zwar unnatürlich, enthält aber Hafer als natürliche Eisenquelle.
Zurück zum B12: Ungewaschene Pflanzen und Kot sind natürlich und enthalten B12-produzierende Mikroorganismen. Damit würde ich sie als natürliche B12-Quellen bezeichnen.
Tabletten, die aus stärker verarbeiteten Produkten wie z.B. Stärke und Zucker bestehen (Woraus bestehen sie nur?) würde ich als unnatürlich bezeichen. Wenn diese zusätzlich mit von Mikroorganismen hergestelltem B12 angereichert sind, würde ich die Tabletten als unnatürliche Quelle von natürlichem B12 bezeichnen.
Ich halte selbst nichts vom Natürlichkeitswahn, auch eben weil der Begriff in der Praxis doch recht schwammig ist, trotzdem glaube ich, dass zur konkreten hilfreichen Beantwortung der Fragen das Allgemeinverständnis der Begrifflichkeiten berücksichtigt werden muss, anstatt es so genau zu nehmen, dass nichts Hilfreiches übrigbleibt.