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Wie geht ihr mit eurer Ausbeutung von Menschen und Umwelt um?

in 11.) Off-Topic von

Mein Problem ist, dass erst ein kleiner Teil in Ordnung kommt, wenn ich vegan lebe.

Was ist mit meiner umfassenden Beteiligung an der Ausbeutung von Menschen und Umwelt rund um den Globus?

Man könnte behaupten, das gehöre nicht hierher, aber hinter der Veganeridee steht doch genau der Widerwille dagegen, andere Lebewesen auszubeuten. Ich persönlich kann Menschen und Umwelt nicht weniger wichtig finden als Tiere.

Es ist schön, dass ich vegan leben kann, aber was ist mit diesem riesigen "Rest"? Mit meinen ganzen Steuern, Einkäufen bei Konzernen, (Alters-)Versicherungen ... meiner ständigen Beteiligung an Verbrechen aller Arten auf jeden Schritt und Tritt (nein, das ist eben leider nicht übertrieben - diese Einsicht ist nichts als eine Informationsfrage)?

Entweder lässt mich der Schaden, den ich anrichte, kalt (dann werde ich auch kein Veganer), oder er lässt mich nicht kalt - aber dann habe ich doch auch als Veganer noch ein riesiges ungelöstes Problem?

Ich finde da keine Lösung. Sehr gerne würde ich es endlich mal vernünftig bereden. Es ist ziemlich schwierig, "einfach in den Wald zu gehen", aber welche Entschuldigung kann es um Himmels willen geben, sich über seine Finanzen permanent am globalen Schlachtfest zu beteiligen? Wie denkt ihr darüber?

Edit: Bitte bitte KEINE Diskussion darum, ob ich das "übertrieben sehe", das ist absolut unfruchtbar. Ich bin unter anderem hier, weil ich die Hoffnung habe, diesen Punkt NICHT diskutieren zu müssen. Wer meint, in einer heileren Welt zu leben als ich, kann seine Fakten-Akten vielleicht zum Einstieg beispielsweise hiermit abgleichen: Youtube link entfernt, da veraltet / http://blog.fefe.de/ [sämtliche Einträge und Verlinkungen] -- aber bitte trotzdem hier nicht diskutieren.

3 Antworten

von
Ich denke, ich weiß, was du meinst.

Veganismus allein ist natürlich (trotz teilweiser gegenteiliger Behauptungen) kein Allheilmittel für die Probleme der Welt (wenn es auch so einige Dinge verbessert^^).

Was wichtig ist, ist, wie du schon sagtest, der Gedanke dahinter. "Ich will Leid vermeiden, also werde ich vegan." ist da ein Teil von vielem. nach diesem ',also...' kann aber eben noch mehr stehen. ',also kaufe ich möglichst nur Bio/regional/Fairtrade", ",also lebe ich generell nachhaltiger und beteilige mich z.B. nicht am Trend des monatlich neuen Handys."

Es ist eben, wie du auch erwähntest, eine Frage der Informiertheit. Ich kann nur etwas tun, wenn ich Missstände kenne und Alternativen habe/sehe/finde. Beides ist nicht unbedingt einfach und vor allem zumeist nicht gewollt. Insofern ist das nen Prozess des stetigen lernens und änderns von Gewohnheiten und Lebensweisen.

Manche Dinge sind einfacher umzusetzen, andere schwieriger und/oder teurer und somit für manche praktisch nicht erreichbar. Allein die Frage nach der Beteiligung an diesem Wirtschaftssystem durch Lohnarbeit, Konsum usw. usf. lässt sich schon kaum zufriedenstellend lösen, wenn denn auch noch andere Faktoren, wie Umwelt, Tierrechte, Ausbeutung etc. pp. dazukommen.

 

Ich denke also, dass wir es nicht erleben werden, dass wir mit reinem Gewissen leben können, aber wir können immer weitere Schritte dahin tun. Dabei ist es wichtig, dieses Bewusstsein auch bei anderen Menschen zu wecken und so die Wirkung zu vergrößern.
von
Das bestätigt meine Auffassung, dass man nicht die Freiheit hat, schadlos zu leben, und dass man in das Zerstörungsspektakel fest eingespannt ist. Was für mich allerdings bedeutet, dass man sich die Freiheit irgendwie nehmen muss.
Ich meine nicht, dass man sich da reinfügen kann oder darf. Das wäre, als würde man sich zwingen lassen, Fleisch zu essen.
Wenn ich zur Misshandlung gezwungen werde, bleiben nur Streik oder Flucht.
von
Leider kannst du immer nur in bestimmten Rahmen streiken, und Flucht scheint hier keine Alternative, da sich so noch weniger ändern würde.
von
Es ist keine Flucht, wenn ich den Hammer aus der Hand lege, sondern ein Unterlassen.
Ich finde nicht, dass sich "noch weniger ändern würde", wenn es jemanden gibt, der da nicht mitmischt. Dessen Beitrag fehlt nun immerhin.
Ich kann doch gar nichts weiter als mein eigenes Verhalten beeinflussen. Das aber eben doch, und ich finde, dass ich da voll in der Pflicht stehe.
Ich habe von vornherein kein Recht darauf, auf Kosten anderer zu leben. Es geht also nicht darum, inwieweit die Notwendigkeit besteht, ein Recht einzuschränken, das ich gar nicht habe, sondern darum, sich die absolut notwendige Möglichkeit zurückzuholen, die Konsequenzen des eigenen Handelns wieder überblicken zu können. Und zwar komplett. Damit man überhaupt beurteilen und verantworten _kann_, was man tut.
Was für enorme persönliche Umwälzungen und Anstrengungen das erfordert, beweist nicht, dass das Ansinnen krank oder unmöglich ist, sondern ein System, das gesunde Verhaltensweisen unterbindet (!), ist krank. Ich will es nicht fördern und auch nicht Teil davon sein. Das betrachte ich als rationale Reaktion auf die Einschätzung der Sachlage, nicht als Flucht.
Man kann nicht "in Kauf nehmen", dass andere Leute unter dem eigenen Verhalten leiden. Man kann nicht etwas in Kauf nehmen, das einen gar nicht betrifft. Man kann es anderen zumuten oder nicht. Ich bin klar für "oder nicht".
Es war nicht meine Absicht, so ausführlich zu werden; ich dachte (das klingt jetzt doof, soll es nicht), ihr versteht mich schneller.
Edit: Danke für Zeit&Aufmerksamkeit!
von
H, du hast geschrieben, dass nur Streik oder Flucht blieben.
Aber ich würde dir dezent widersprechen, dass du nichts als dich selbst beeinflussen kannst. Durch dein Verhalten, Leben und Wirken kannst du ebenso andere beeinflussen. (Ob das nun die Folge der Varianz des eigenen Verhaltens ist, und somit doch nur diese bleibt, ist dann Definitionssache.)
Wo ich dir zustimme, ist, dass es nicht verwerflich ist, nur weil es schwierig ist.

Was meiner Meinung nach letztlich bleibt, wenn das Bestehende als falsch und die Veränderung dessen als notwendig erkannt wurde, ist eine persönliche Abwägung. Der persönlich scheinbar moralischere Weg, ist eben der, sich selbst komplett (bzw. soweit es eben geht) aus dem als falsch Erkannten herauszunehmen.
Mir bleibt die Frage, ob das aber wirklich eine spürbare Veränderung in dem Angeprangerten nach sich zieht, oder ob es nur für das Individuum selbst eine Erleichterung ist.
Wenn ich erkennen würde, dass ich unterm Strich mehr bewirken kann, wenn ich mich in Teilen an diesem System beteilige, indem ich dessen Infrastruktur etc. nutze, um die Überwindung eben dieses Systems zu beschleunigen... dann tue ich etwas augenscheinlich erstmal falsches, aber in dem Wissen (soweit man davon sprechen kann, ansonsten: In der Hoffnung/Überzeugung), damit etwas gutes schneller und für mehr bewirken zu können.

Das erinnert mich gerade sehr an Brechts "Die Maßnahme". Weiß nicht, ob dir das bekannt ist, beschreibt aber so ziemlich den Konflikt, im Kleinen schlechtes zu tun, um im Großen besseres bewirken zu können. (Dazu ein sinngemäßes Zitat aus dem Buch "Und so wären wir selbst der letzte Dreck, den es noch zu beseitigen gelte.")
von
Ich kann nicht marodierend durch die Welt ziehen mit der Begründung, dass nicht sicher ist, ob es „wirklich eine spürbare Veränderung in dem Angeprangerten nach sich zieht“, wenn ich damit aufhöre, weils ja schließlich jeder tut, „oder ob es nur für das Individuum selbst eine Erleichterung ist“.  Genau darauf läuft dein Vorschlag raus. „Beispielhaft wenig marodieren“ geht auch nicht, da es nur demonstriert, dass Marodieren unter bestimmten Umständen eben doch ok ist.
Wenn ich dich recht verstehe, geht es dir um das Ausmaß – marodieren ist ok, nur Ausmaß und Begründung werden diskutiert. „So wenig wie möglich, um anderen ein Beispiel zu sein“. Das sehe ich anders. Marodieren ist grundsätzlich nicht ok, das ist keine Frage der Menge und des Anlasses.
Diese Art des Umgangs mit dem Problem kenne ich leider schon. Das ist nicht meine Wahl.
von
Dann hast du mich leider missverstanden.
Ich bin sicher nicht der Meinung, man solle ruhig etwas falsches tun, weil ungewiss sei, ob das Unterlassen wirklich etwas bringen würde.
Ich fragte mich nur, wie die größtmögliche positive Veränderung zu erreichen ist. Wenn diese nun schneller zu erreichen wäre, indem negative Aspekte in Kauf genommen würden, liefe es eben wieder auf die persönliche Einstellung hinaus, wie schon ausgeführt.
von
> Ich fragte mich nur, wie die größtmögliche positive Veränderung zu erreichen ist.
Sicher kann ich mir sowieso nur der Veränderung in meinem Verhalten sein. Der aber dafür dann wirklich.
Alles andere überblicke ich nicht, und es liegt auch nicht in meiner Hand. Kalkulieren kann ich jedenfalls nicht damit, auch nicht aus dem folgenden Grund:
> Wenn diese nun schneller zu erreichen wäre, indem negative Aspekte in Kauf genommen würden
Wieder: Ich KANN nichts in Kauf nehmen, wofür ich selbst nicht die Folgen trage, sondern ich kann es anderen zumuten oder nicht. Das ist in meinen Augen ein echter Denkfehler. Man bildet sich ein, etwas "in Kauf zu nehmen", und was man tatsächlich tut, ist eine Zumutung für andere zu rechtfertigen.
von
Hallo, deine Gedankengänge kommen mir sehr bekannt vor, nur kann ich sie nicht so äußern.

Persönlich gehe ich mit der Ausbeutung, Unterdrückung von Tier und Frau so gut es mir eben möglich gemacht wird um.

Ich bin oft niedergeschlagen und lebensmüde, weil ich eben immer nur sehe, wie sich alles weiter dreht. Irgendwie habe nur ich mich "geändert" bzw. bin mir bewusst geworden, dass ich auf einem sehr kranken Planeten lebe. Schon mit ca. 14 als ich mehr zum Buddhismus las, begriff ich, dass die Existenz aufgrund der herrschenden Strukturen unethisch ist, selbst wenn wir uns versuchen freizukämpfen. Wir sind bis zu einem gewissen Anteil zur Mittäterschaft gezwungen. Auch aus diesem Grund bin ich Antinatalistin geworden bzw. wurde mir bewusst, dass ich antinatalistisch bin.

Ich finde eig. ist aus mir nichts geworden, was ich nicht schon gefühlsmäßig war. Ich war immer schon ganz anders als Normale. Keine Ahnung woher das kommt. Ich weiß nur, dass ich lieber nie geboren wäre, um Leid nicht zu ertragen, nicht mit anzusehen wie schlecht es den Tieren und Frauen gemacht wird und dem Sterbeprozess nicht so ausgeliefert zu sein, wie der Pharma, Psychiatrisierung, Medien und Schulen, Jobcenter, Gerichten und Heimen (Kinder-Jugend-, Behinderten- und Altenheime).

Es ist richtig schlimm. Manchmal glaube ich, mir hilft es, herauszufinden, warum alles so schlimm ist. Vielleicht kann irgendwann doch eine Lösung gefunden werden und Tiere und Frauen erhalten eine Wiedergutmachung. Dafür müssten die Schlächter aber gefoltert und gemordet werden und ihren Platz räumen. Die ganzen Strukturen sind so versifft vom Speziesismus und der Misogynie, dass die Männer-Allgemeinheit nicht reformiert werden kann - auch nicht revolutioniert. Sie muss zerstört werden.
von
Die Frage gehört schon hier her, denn Veganismus ist ein wichtiger Teil von Antispeziesismus und das gehört zum Negativen Utilitarismus, ist aber nicht damit gleichzusetzen. Negativer Utilitarismus ist vielmehr der große Schirm und Antispeziesismus einer seiner Träger.

Alle drei Begriffe haben viel mit Abolotionismus (Aufhebung der Skalverei/Unterdrückung) zu tun, im speziellen richtet sich Antispeziesismus aber NUR gegen die Tiersklaverei, weswegen auch vegane Menschen philosophisch betrachtet keinen Konflikt eingehen, wenn sie um das Tierwohl besorgt sind, während sie die Sklaverei der Menschen aus anderen Ländern und im Innland durch ihr Handeln fördern (bspw. Landwirtschaft, Plantagen, Prostitution etc.).

Wenn du so groß denken oder besser gesagt empfinden kannst, dass du auch die menschliche Sklaverei (es stimmt - meistens ist das das Leid von Mädchen und Frauen) beenden willst, dann wäre das kein Antispeziesismus mehr, sondern (Radikal) Feminismus, Antikapitalismus/Antiklassismus, Antireligiösität/Antipsychologismus und auch Antinatalismus.

Das gehört alles unter Negativer Utilitarismus und ist nicht mit Pazifismus zu erwirken. Wenn du gezielt eine Verbesserung für deine Sympathiegruppen herbeiführen willst, dann musst du und ihr militant werden. Das ist alles andere als paradox, sondern konsequent, denn Lebewesen sind immer geteilt in Sklavenhalter und Sklavin. Dieses Machtverhältnis umzuwerfen, ist die Lösung um den derzeitigen versklavten Lebewesen zu helfen.  Doch ohne Gewalt von Opferseite aus lässt sich keine Ethik durchsetzen. Die Unterdrücker kennen kein Stop.

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